Михаил Бахтин - Том 2. «Проблемы творчества Достоевского», 1929. Статьи о Л.Толстом, 1929. Записи курса лекций по истории русской литературы, 1922–1927
«Для того, чтобы знать о существовании какого-то индивидуального я, вовсе не требуется знание о его теле. Даже там, где нам даны какие-то знаки и следы его духовной деятельности, как, например, художественное произведение или отчетливое единство какого-то волевого воздействия, мы уже тем самым воспринимаем деятельно-активное индивидуальное я» (279).
[44][Подчеркнув целостный (индивидуальный) характер восприятия нами другого, Шелер возвращается к исходным допущениям двух родственных теорий, на которые направлена в основном его критика современных концепций «чужого я»: (1) теории механического параллелизма с его заключением по аналогии и (2) теории вчувствования:]
«Но вот мы спросим теперь, является ли двойной исходный пункт обеих теорий феноменологически правильным, если утверждается: 1. Нам "практически" всегда "дано" только собственное я. 2. То, что нам "практически " дано от какого-то другого человека, — это только вид его тела, его изменения, движения и т. д., и только на основании этой данности возникает — так или иначе — предположение о его одушевленности, допущение экзистенции чужого я» (281).
[45][Последняя выписка — примечание. Обе теории (см. выписку 44) исходят из «само собой разумеющегося» (чего больше всего следует стыдиться философу), оставаясь на «реалистической» (а не феноменологической) точке зрения:]
«"Внутреннее восприятие" в качестве направления акта отличается от "внешнего восприятия" (сущность которого еще не в том, что оно осуществляется посредством сенсорных функций, того меньше — посредством сенсорных органов). Отличие это, понятно, не имеет совершенно ничего общего с тем, что для данного индивида находится "вовне" и "внутри". К восприятию психического существенным образом "принадлежит" "внутреннее восприятие", причем совершенно безразлично, воспринимает ли воспринимающий "себя самого" или кого-то другого. См. об этих понятиях также мою статью "Идолы внутреннего восприятия" в книге "О падении ценностей", 2-е издание[398]» (282).
Leo Spitzer Italienische Umgangssprache Kurt Schroeder Verlag Bonn und Leipzig 1922 An Meyer-LübkeWenn ich mich — nach Vollendung meiner Arbeit — nach «Mustern» umsehe, so muss ich in erster Linie Hermann Wunderlichs Büchlein «Unsere Umgangssprache» (Weimar-Berlin 1894) nennen, dem ich eine Folie auf romanischen Gebiete zu geben wünschte. (Стр. V).
«Auch auf romanistischem Gebiet sind Einzelprobleme der Umgangssprache historisch nach vorn und hinten verfolgt, besonders von Tobler viele Beobachtungen über die Psychologie der Rede gesammelt worden, aber Toblers Vermischte Beitrage sind eben, wie ihr Titel sagt, nur Beitrage zu einer Syntax der franzosischen Sprache und nicht zu einer Darstellung der Umgangssprache, und in Meyer-Lübkes Romanischer Syntax uberwiegt naturgemass die grammatisch-historische Methode über der psychologisch-deskriptiven. (Стр. V).
«Ich habe wie Wunderlich versucht, den grössten Teil der Erscheinungen der italienischen Umgangssprache aus den konstitutiven Elementen des Gesprächs zwischen zwei oder mehreren Parteien zu erklären» (Стр. VI).
«Von Wunderlichs sechs Kapiteln (I. Rede und Schrift, II. Eröffnungsformen des Gesprächs, III. Der sparsame Zug unserer Umgangsprache, IV. Der verschwenderische Zug unserer Umgangsprache, V. Der Tauschwert unserer Formen und Formeln, VI. Altertümlichkeit der Prägung) habe ich nur das zweite beibehalten: das I Kapitel Wunderlichs enthalt eine Umgrenzung des Begriffs Umgangsprache, die ich nicht wiederholen will. Für mich ist Umgangssprache einfach mündliche Rede des "korrekt" (normal durchschnittlich) sprechenden Italieners. Kapitel V und VI enthalten Neubildungen und Altertümlichkeiten der Umgangsprache, welche nicht von denen verschieden sind, die wir in der historischen Grammatik irgend einen Sprache finden. Meine Kapitel sind nur vier an der Zahl: den Eröffnungsformen (I) stehen die Abschlussformen gegenüber (IV). In diesen Rahmen fügen sich zwei Kapitel, die jedes ein konstitutives Element des Gesprächs behandeln: den Partner (III: Sprecher und Hörer) und die Situation (IV: Sprecher und Situation). Den "sparsamen" und den "verschwenderichen Zug" der Umgangssprache habe ich in Kapitel III besprochen, da diese Eigentümlichkeiten der Umgangssprache sich ja aus dem Verhältnis von Sprecher und Hörer erklären. Nicht leicht war es eine Scheidung zwischen II und III vorzunehmen, da der Partner ja auch zur Situation gehört: der Leser wird manches in dem einen Kapitel unterbringen wollen, was ich ins andere gestellt habe» (Стр. VI и VII).
«Die deskriptive-psychologische Methode, die hier zur Anwendung gelangt, besteht in Nachfühlen der psychologischen Prozesse, die sich zwischen zwei Gesprächspartnern wärend eines Gesprächs abspielen. Das verwendete Sprachmaterial wird dabei als gegeben betrachtet und ist nicht Gegenstand einer gewissermassen etymologischen Forschung. Eis kommen also mehr die grammatischen Ausdrucksmitten der psychologischen Konstellationen als die grammatischen Fügungen um ihrer selbst willen in Betracht» (Стр. VIII).
InhaltsverzeichnisVorrede……………………………………………………………………Seite III
Literaturverzeichnis…………………………………………………VIII
I Kapitel Eröffnungsformen des Gesprächs……………….1
II Kapitel Sprecher und Hörer…………………………………..39
A. Höflichkeit / Rücksicht auf den Partner…………..…40
B. Sparsamkeit und Verschwendung im Ausdruck……134
C. Ineinandergreifen von Rede und Gegenrede……….175
III Kapitel: Sprecher und Situation……………………………191
IV Kapitel: Die Abschluss des Gesprächs……………………278
Nachwort…………………………………………………………………….290
Nachträge……………………………………………………………………294
Druckfehlerberichtigungene………………………………………296
Sachregister…………………………………………………………………297
Wortregister…………………………………………………………………311
«Regelmässig dient die Sprache dem Verkehr zweiter Parteien, zwischen denen sie vermitteln sollt, dem Ich und dem Du. Darum ist sie von beiden Parteien abhängig: ich muss so reden, dass Du es verstehst, sonst verfehlt meine Rede ihren Zweck (v.d. Gabelentz, Sprachwissenschaft, 181)» (Стр. 1).
«Wir haben schon bei den Eröffnungsformen gesehen wie sich Unbekümmertheit um den Partner und captatio von dessen benevo-lentia schon in die rein ankündigenden Elemente der Rede eindrängen, wie der Sprecher zwischen Ausleben seines affektüberlaladenen Ich und Berechnung der Wirkung auf das Nicht-Ich hin und herschwankt, ja wie er sogar beides verbinden und mit affektischer Rede gewollte Wirkungen erzielen kann. Immerhin haben bei den Eroffnungsformen Situation und Redeinhalt bloss ihre Schatten nach rückwärts geworfen: die eigentliche Rede muss natürlich noch in viel höheren Masse von der Wechselwirkung der Gesprächspartner beeinflüsst sein» (Стр. 39).
«So wird die Umgangssprache stets Kompromisse mit dem Hörer schliessen müssen (jede Rede ist nach Dessoir «verhüllter Dialog»), zugleich aber den Verständnis des Hörers voraneilen» (Стр. 39).
«Die Sparsamkeit mit sprachlichem Material, dem Sprecher äusserst bequem, ist ein Verkehrshindernis. Das Innehalten in einem begonnenen Satz Aposiopese genannt, das sich daraus erklärt, dass dem Sprecher der Rest des Satzes selbstverständlich ist, sollte also überhaupt aus dem Dialog verbannt sein, da das dem A Selbstverständliche es nicht auch für den В ist. Trotzdem kommt es sehr häufig vor, da 1) die Situation selbst die notwendige Ergänzung in eindeutiger Weise an die Hand gibt oder 2) die sprachliche Form des ausgesprochenen Satzstückes selbst auf die sprachliche Form des zu Ergänzenden hinlenkt oder endlich 3) da die Sprache gewisse feste elliptische Formen ausgebildet hat, die entweder sofort vom Sprach-bewusstsein schon keine ergänzt werden, oder in denen das Sprach-bewusstsein schon keine ergänzungsbedürftige, sondern eine in sich abgeschlossene Form findet. Meist ist die Aposiopese, also das willentliche Verschweigen des Satzrestes, nicht von der Unterbrechung durch den Partner, also dessen In-die-Rede-Fallen und Selbstergänzen, zu unterscheiden, da ja der einen fragmentarischen Satz Sprechende meist durch einen Blick auf den Partner sich überzeugt, ob dieser schon bei dem bisher Ausgesprochenen den Tenor der Rede verstanden hat — was nun den Hörer ermutigt, seine Eingeweihtheit in die Gedanken des Sprechers dadurch zu bekunden, dass er ihm in die Rede fällt und selbst «frei nach» dem Sprecher, die Ergänzung vornimmt. Ob nun diese Ermutigung des Hörers durch den Sprecher stattfinden oder nicht, lässt sich nicht aus dem Wortlaut des Gesprochenen, sondern nur aus Intonation und Geste entnehmen, daher ich im folgenden zwischen Aposiopese und Unterbrechung nicht scheide. Das Ineinander vom Redeabbruch des A und Redefortführung durch den В zeigt so recht das Herüber und Hinüber der Konversation, in der das Dein und das Mein weder im Gedanklichen noch in dessen sprachlichen Ausdruck zu sondern ist. Die Rede des A und die Rede des В greifen wie Zahnräder ineinander ein» (Стр. 134–135).
«Wir haben schon öfter darauf hingewiesen, wie Rede und Gegenrede gewissermassen einen einheitlichen Ganzen bilden, ineinander überzugehen, einander zu ergänzen trachten wie z. B. der Partner dem Sprecher das Wort aus dem Mund nahm und in dessen sprachlicher Form seine eigene Rede auf und aus dem sprachlicher Material des Partners aufszubauen, nur eine spezielle Erscheinungsform der im frühren Abschnitt behandelten Sparsamkeit im sprachlichen Ausdruck: man sucht die sprachlichen Blocke des Nebenmenschen lieber für sich zurechtzuzimmern als neue herbeizuschaffen und neu zu bearbeiten. Bei dem Austausch von Rede und Gegenrede ist nicht die Grosse, sondern im Gegenteil die Kleinheit des «Umsatzes» von Bedeutung» (Стр. 175).
[ «Mit der Übernahme eines Stuckes der Partnerrede vollziet sich schon an und für sich durch den Wechsel der Sprechenden Individuen eine Transposition der Tonart: die Worte «des andern» klingen in unserem Mund immer fremd, ja sehr leicht höhnisch, karikiert, fratzenhaft…»] (Стр. 175).
[ «Hier möchte ich die leicht scherzhafte oder scharf ironische Wiederholung des Verbs der Frage in der darauffolgenden Antwort anführen. Man kann dabei beobachten, dass man nicht nur zu sprachlich möglichen sondern auch zu kühnen, ja eigentlich undenkbaren Konstruktionen greift — nur um ein Stück der Partnerrede «anzubringen» und ironisch zeichnen zu können»] (Стр. 176).
«Goethe sagt (Briefe, hrsg. Strehlke II 18): «Zustand ist ein albernes Wort, weil nichts steht und alles beweglich ist». Die Situation ist nicht Festes, sondern eine ewig wechselende im Augenblick des Sprechens vorhandene, mit dem Aussprechen jedes Satzes sich wandelnde Konstellation, etwas, das stets da ist, aber nie da bleibt. Die Situation ist der Inbegriff all jener durch Person und persönliche Schicksale, äussere Umstände, aber auch die Rede selbst gegebener Momente, die im Augenblick des Sprechens lebendig, es bestimmt Inhalt und Form der Rede und auch das Schweigen. Das Gefühl für die Situation — man nennt es mit etwas moralisierenden Beigeschmack Takt — kann aber im Augenblick des Sprechens, wenn auch nicht schwinden, so schwächer werden und so schwankt die Rede hin und her zwischen grosserer und geringerer Berücksichtigung dieser Grundlage und zugleich Resultante der Rede: der Situation» (Стр. 191).
«Marg. Hamburger, Vom Organismus der Sprache, S. 81 spricht von einem «Fluidum» zwischen Hörer und Sprecher, das Situation und Partner ineinander schweisst, und zitiert ein schönes Wort Kleists: «Nicht wir wissen etwas, es ist ein gewisser Zustand unserer, der weiss» (Стр. 191–192).
«Dasselbe Bild konnte man aus meinen Büchern «Italienischen Kriegsgefangenenbriefen» und «Die Umschreibungen des Begriffes «Hunger» im Italienischen» entnehmen» (Стр. 291).
«Das eigentliche labiryntische Seelenleben des redenden Menschen haben bisher nur die mit dem Wort arbeitender Dichter, nicht die über das Wort arbeitenden Grammatiker einzufangen gewusst: der buntfarbige Seelenschmetterling entflatterte den Etiketten der logischen Grammatik. Der Sprachforscher muss sich heute von ent-seelender «Grammatikalisierung» der Sprache fernhalten: er betone nicht nur das Leben der Sprache, sondern sehe in ihr vor allem die quellende Fülle menschlichen Erlebens! Denn Sprachforschung sei vor allem Sprachseelenforschung, Sprachgeschichte. Die menschliche Seele aber ist ein weites Land» (Стр. 293).
Квадратными скобками выделены в рукописи конспекта рукой М.М.Б. две цитаты со стр. 175 и 176, в дальнейшем введенные в оригинале в текст ПТД (Примечание редактора).