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Курт Тухольский - Немецкий с улыбкой. Учись смеяться не плача / Lerne lachen ohne zu weinen

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Zur soziologischen Psychologie der Löcher

Dass die wichtigsten Dinge durch Röhren gethan werden. Beweise: erstlich die Zeugungsglieder[72], die Schreibfeder und unser Schießgewehr.

Lichtenberg

Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.

Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs: Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut[73]. Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, aber auch keine Philosophie und erst recht keine Religion, als welche aus dem Loch kommt. Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden. Loch ist immer gut.

Wenn der Mensch „Loch“ hört, bekommt er Associationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels.

Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch. Die Arbeiter wohnen in einem finstern, stecken immer eins zurück, und wenn sie aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat[74], sie werden hineingesteckt, und zum Schluss überblicken sie die Reihe dieser Löcher und pfeifen auf dem letzten. In der Ackerstraße ist Geburt Fluch; warum sind diese Kinder auch grade aus diesem gekommen? Ein paar Löcher weiter, und das Assessorexamen wäre ihnen sicher gewesen.

Das Merkwürdigste an einem Loch ist der Rand. Er gehört noch zum Etwas, sieht aber beständig in das Nichts, eine Grenzwache der Materie. Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Lochs schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Loches… festlig? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsre Sprache ist von den Etwas-Leuten gemacht; die Loch-Leute sprechen ihre eigne.

Das Loch ist statisch; Löcher auf Reisen gibt es nicht. Fast nicht.

Löcher, die sich vermählen, werden ein Eines, einer der sonderbarsten Vorgänge unter denen, die sich nicht denken lassen. Trenne die Scheidewand zwischen zwei Löchern: gehört dann der rechte Rand zum linken Loch? oder der linke zum rechten? oder jeder zu sich? oder beide zu beiden? Meine Sorgen möcht ich haben.

Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann? Drückt es sich seitwärts in die Materie? oder läuft es zu einem andern Loch, um ihm sein Leid zu klagen[75] – wo bleibt das zugestopfte Loch? Niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines.

Wo ein Ding ist, kann kein andres sein. Wo schon ein Loch ist: kann da noch ein andres sein?

Und warum gibt es keine halben Löcher —?

Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet; weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, gilt nun das ganze übrige nichts mehr. Beispiele: ein Fahrschein[76], eine Jungfrau und ein Luftballon.

Das Ding an sich muss noch gesucht werden; das Loch ist schon an sich[77]. Wer mit einem Bein im Loch stäke[78] und mit dem andern bei uns: der allein wäre wahrhaft weise. Doch soll dies noch keinem gelungen sein. Größenwahnsinnige behaupten, das Loch sei etwas Negatives. Das ist nicht richtig: der Mensch ist ein Nicht-Loch, und das Loch ist das Primäre. Lochen Sie nicht; das Loch ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hienieden gibt. Wenn Sie tot sind, werden Sie erst merken, was leben ist. Verzeihen Sie diesen Abschnitt; ich hatte nur zwischen dem vorigen Stück und dem nächsten ein Loch ausfüllen wollen.

Übungen zur Erzählung

I. Übersätzen Sie ins Deutsch:

1. Каждое новое открытие в физике меняет самые основы (опорные представления) современной науки.

2. Оглянись, какая красота вокруг!

3. Он смотрит все фильмы, какие только может достать.

4. Не давай себе падать духом, и у тебя все получится.

5. Еще никому не удавалось ее переубедить.

II. Falsch oder richtig?

1. Der Erzähler zählt zu einem halben Kind.

2. Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein verteuert.

3. Der Loch kommt allein vor.

4. Es gibt ein Augenblick, in dem alle Großen sich einmal selber auf den Kopf spucken.

5. Der Erzähler wird gern die Kinderbücher seiner Jugend lesen.

III. Antworten Sie:

1. Warum heißt die Erzählung ”Es gibt keinen Neuschnee”? Was meint der Schriftsteller?

2. Was ist die letzte Rettung von Materie?

3. Was gefällt dem Erzähler nicht an Erwachsenen?

4. Was findet der Schriftsteller wichtiger – den Staat oder den Einzelmenschen?

5. Was gehört zu Dinge an sich?

Schlüssel zur Übungen:

I.

1. Jede neue Entdeckung in der Physik erschüttert die Grundpfeiler der modernen Wissenschaft.

2. Sehe dich um, was für Schönheit ringsumher!

3. Er sieht alle Filme an, was er bekommen kann.

4. Lass dich nicht entmutigen und du schaffst das.

5. Es ist noch keinem gelungen, sie umzustimmen.

II.

1. Richtig

2. Falsch (sie werden entwertet)

3. Falsch (Der kommt allein nicht vor)

4. Falsch (Es gibt kaum so ein Augenblick)

5. Richtig

III.

1. Der Schriftsteller meint, dass es nichts Neues gibt, Alles ist schon mal gewesen.

2. Die Löcher sind es.

3. Ihm gefällt nicht, dass sie es alles so maßlos ernst nehmen.

4. Er behauptet, dass der Staat und andere Gruppen etwas Sekundäres sind.

5. Die Löcher sind an sich.

Der Herr Soundso

Die Sprache hat gesiegt – es ist nichts mehr zu machen[79]. Nun steht der Unfug auch im Duden… Die schauerliche neue Ausgabe dieses höchst nötigen Nachschlagewerkes, ein Augenpulver[80], vierspaltig[81], beinah so unübersichtlich wie das berliner Telephonbuch: der „GROSZE“ Duden hats auch. Da steht auf Seite 517:

„sowieso (unter allen Umständen, jedenfalls); der Herr Sowieso“. Es ist zum Weinen[82]. Denn auf Seite 516 steht richtig:

„soundso (unbestimmt wie); Paragraph soundso; der Herr Soundso“. Beides kann nicht richtig sein; eines kann nur richtig sein; was ist richtig?

Bei Courteline kommt einmal eine Dame in einen Buchladen und fragt den Sortimenter nach einem Buch, dessen Titel sie vergessen habe. „Von wem solls denn sein?“ Von Daudet. „Von Alphonse Daudet?“ Ja. Der Buchhändler zählt auf. Nein, das nicht: nicht die Briefe aus meiner Mühle und nicht dies und nicht das… es sei, aber der Herr Buchhändler müsse nichts schlechtes denken, man sei Gottseidank eine verheiratete Frau… es handele sich… kurz: dass Buch sei etwas… ein wenig… wie? „Von Daudet?“ – Ja. Der Buchhändler denkt nach. Er führt keine Erotika, kein Buchhändler führt Erotika… und Daudet? Der verzweifelte Buchhändler sagt alle unanständigen Buchtitel auf, die er kennt – aber von Daudet ist keines darunter. Und es ergibt sich, dass die immer mehr errötende Dame den Titel eines Daudetschen Buches daneben verstanden hat. Das Buch heißt: „Le Petit Chose“ [83]. Der kleine Dingsda.

Denn – so lehrt die Moral dieser Geschichte – wenn man den Namen eines Mannes nicht weiß, so nennt man ihn Herr X oder Herr Dingsda oder Herr Soundso, weil ja „soundso“ etwas Unbestimmtes bedeutet. Gussy Holl hat für Leute ihr unbekannten Namens die Bezeichnung „Herr Pimm“ eingeführt, aber das steht wieder nicht im Duden.

Immerhin scheint mir Pimm noch zulässiger als „Herr Sowieso“, was eine klar erkennbare Verwechslung mit dem „Soundso“ ist… aber es ist nichts mehr zu machen. Alle Leute sagen es. Weil wir aber nicht Eduard Engel[84] heißen und also der Sprache nicht nachbelfern, wenn sie einmal anders will als wir —: so wollen wir uns damit begnügen, es nicht zu schreiben, und wir wollen nicht weinen, sondern die Sowieso-Sager mit jener höchst schauderhaften Klischee-Redensart entlassen: „Das sowieso.“

Mir fehlt ein Wort

Ich werde ins Grab sinken, ohne zu wissen, was die Birkenblätter tun. Ich weiß es, aber ich kann es nicht sagen. Der Wind weht durch die jungen Birken; ihre Blätter zittern so schnell, hin und her, dass sie… was? Flirren? Nein, auf ihnen flirrt das Licht; man kann vielleicht allenfalls sagen: die Blätter flimmern… aber es ist nicht das. Es ist eine nervöse Bewegung, aber was ist es? Wie sagt man das? Was man nicht sagen kann, bleibt unerlöst – „besprechen“ hat eine tiefe Bedeutung. Steht bei Goethe „Blattgeriesel“? Ich mag nicht aufstehen, es ist so weit bis zu diesen Bänden, vier Meter und hundert Jahre. Was tun die Birkenblätter —?

(Chor): „Ihre Sorgen möchten wir… Hat man je so etwas… Die Arbeiterbewegung… macht sich da niedlich mit der deutschen Sprache, die er nicht halb so gut schreibt wie unser Hans Grimm…“ Antenne geerdet, aus.

Ich weiß: darauf kommt es nicht an; die Gesinnung ist die Hauptsache; nur dem sozialen Roman gehört die Zukunft; und das Zeitdokument – o, ich habe meine Vokabeln gut gelernt. Aber ich will euch mal was sagen:

Wenn Upton Sinclair[85] nun auch noch ein guter Schriftsteller wäre, dann wäre unsrer Sache sehr gedient. Wenn die pazifistischen Theaterstücke nun auch noch prägnant geschrieben wären, dass sich die Sätze einhämmern, dann hätte unsere Sache den Vorteil davon. Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf. Wer schludert, der sei verlacht, für und für. Wer aus Zeitungswörtern[86] und Versammlungssätzen seines dahinlabert, der sei ausgewischt, immerdar. Lest dazu das Kapitel über die deutsche Sprache in Alfons Goldschmidts „Deutschland heute“. Wie so vieles, ist da auch dieses zu Ende gesagt.

Was tun die Birkenblätter —? Nur die Blätter der Birke tun dies; bei den andren Bäumen bewegen sie sich im Winde, zittern, rascheln, die Äste schwanken, mir fehlt kein Synonym, ich habe sie alle. Aber bei den Birken, da ist es etwas andres, das sind weibliche Bäume – merkwürdig, wie wir dann, wenn wir nicht mehr weiterkönnen, immer versuchen, der Sache mit einem Vergleich beizukommen; es hat ja eine ganze österreichische Dichterschule gegeben, die nur damit arbeitete, dass sie Eindrücke des Ohres in die Gesichtsphäre[87] versetzte und Geruchsimpressionen ins Musikalische – es ist ein amüsantes Gesellschaftsspiel gewesen, und manche haben es Lyrik genannt. Was tun die Birkenblätter? Während ich dies schreibe, stehe ich alle vier Zeilen auf und sehe nach, was sie tun. Sie tun es. Ich werde dahingehen und es nicht gesagt haben.

Übungen zur Erzählung

I. Übersätzen Sie ins Deutsch:

1. Я очень устал. Я больше не могу.

2. Кто будет халтурить, не получит хороших оценок.

3. Мы обязательно придумаем, как справиться с этой проблемой.

4. Я должен проверить отчет, прежде, чем сдам его.

5. Наш телевизор, похоже, сломался: картинка мигает.

II. Welches Wort fehlt?

1. Unsere Kinder sind jetzt erwachsen. Da ist nicht zu ______________.

2. Von _______ soll der Film, den Sie suchen, sein?

3. Es kommt ____________ an! Es handelt sich ________ unsere Gesundheit!

4. Er kann alle Titel der Bücher von seinem Lieblingsschriftsteller ________________.

5.Philosophie Nietzsches hat eine ___________ Bedeutung für seinen Leben.

III. Themen zum Besprechen:

1. Was glauben Sie, wer ist der berühmteste Mensch der Welt?

2. Ist es genau so, dass alles, was man empfinden oder entdecken kann, ist schon mals gewesen?

3. Können Sie sagen, dass ihre Generation kriegablehnend ist?

4. Gilt noch heute die Auffassung über kleinbürgerliche und grossbürgerliche Neurosen?

5. Ist Nostalgie eine Schwäche oder eine Stärke?

Schlüssel zur Übungen:

I.

1. Ich bin sehr müde. Ich kann nicht weiter.

2. Wer schuldert, wird keine gute Note erhalten.

3. Wir denken unbedingt aus, wie diesem Problem beizukommen.

4. Ich muss den Bericht nachsehen, bevor ich den abgebe.

5. Unser Fernseher scheint kaputt gegangen: das Bild flimmert.

II.

1. machen

2. wem

3. drauf; um

4. aufzählen

5. tiefe

Wörterverzeichnis

A

abbilden изображать, представлять; отражать, воспроизводить

Abendmahl, das причастие

Abendmahlzeit, die <-en> ужин

Aberglaube, der <-ns> суеверие

abgeben отдавать; вручать; сдавать; передавать; вверять; сообщать, выражать

Abgeordneter, der депутат

ablehnen отклонять, не принимать; отказываться; отвергать

abräumen убирать

Absägung, die <-, -en> увольнение, снятие с должности

abscheulich отвратительный, мерзкий; ужасно, невообразимо (о степени проявления чего-л.)

Absetzung, die <-, -en> смещение, отстранение от должности

abtun отмахиваться; разделаться (с чем-л.)

Abwehr, die <-> оборона; сопротивление; защита

allzuviel слишком много

amüsant занятный, занимательный

anbrechen открывать; наступать

Andeutung, die <-, -en> намек; предложение

aneinandergeraten подраться; сойтись в рукопашную

anerkennen признавать; ценить

anheimelnd знакомый; родной; близкий; уютный

ängstlich боязливый, трусливый; пугливый; испуганный

anheben поднимать; повышать; выделять (на фоне чего-л.); (auf A) указывать (на что-л.)

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