KnigaRead.com/

Karl May - Von Bagdad nach Stambul

На нашем сайте KnigaRead.com Вы можете абсолютно бесплатно читать книгу онлайн Karl May, "Von Bagdad nach Stambul" бесплатно, без регистрации.
Перейти на страницу:

»Zounds! Wer ist hier?«

Dabei streckten sich zwei lange Arme nach mir aus.

»Lindsay! Sir David! Seid Ihr es wirklich?« rief ich.

»Oh! Ah! Master! Yes! Well! Ich bin es! Und Ihr? Ah! Ah! Well! Ihr seid es auch! Yes!«

Er war ganz bestürzt vor Freude, und mich machte er vor Ueberraschung bestürzt, denn er umfaßte mich, drückte mich an sich und versuchte, mir einen Kuß zu geben, wobei ihm seine kranke Nase keineswegs sehr förderlich und dienlich war.

»Das hätte ich nicht gedacht, Sir David, Euch hier zu finden!«

»Nicht? Der Gorilla – o no! Der Köhler hatte doch gesagt, daß wir hier vorüber müssen.«

»Sehet Ihr, wie gut das war! Aber sagt, wie Ihr Euch gerettet habt!«

»Hm! Das ging schnell. Pferd unter mir erschossen; würgte mich hervor; sah, daß alle hinter euch her waren, und sprang auf die Seite.«

»Ganz so wie Allo!«

»Allo? Auch so gemacht? Auch hier?«

»Dort drüben sitzt er. Kommt!«

Ich führte ihn zu unserem Observatorium. Die Freude des Kurden war groß, als er einen zweiten Gefährten gerettet sah. Er drückte sie durch Töne aus, die sich nur mit dem Brummen eines invaliden Spulrades vergleichen lassen.

»Wie ist es Euch ergangen?« fragte mich Lindsay.

Ich erzählte es ihm.

»Also Euer Pferd unbeschädigt?«

»Außer der Beule, ja.«

»Das meinige tot! Braves Tier! Werde diese Bebbeh erschießen! Alle! Yes!«

»Habt Ihr denn Euer Gewehr noch?«

»Gewehr? Werde ihnen meine Büchse lassen! Hier liegt sie.«

Ich hatte während der Dunkelheit diesen glücklichen Umstand gar nicht bemerkt.

»So seid froh, Sir! Diese Büchse wäre unersetzlich gewesen.«

»Habe auch Messer, Revolver und Patronen noch hier im Beutel.«

»Welch ein Glück, daß Ihr sie nicht in der Satteltasche hattet! Aber habt Ihr keine Ahnung, ob noch einer von uns entkommen ist?«

»Keiner. Halef lag noch unter seinem Pferde, und die Haddedihn staken mitten zwischen den Bebbeh.«

»O wehe, dann sind alle drei verloren!«

»Abwarten, Master! Allah akbar – Gott ist groß, sagen die Türken.«

»Ihr habt recht, Sir. Wir wollen hoffen, dann aber, wenn wir uns täuschen sollten, auch alles tun, um die Gefährten zu befreien, im Falle sie noch leben und gefangen sein sollten.«

»Richtig! Jetzt aber schlafen. Bin müde; habe weit laufen müssen! Schlafen ohne Decke! Armselige Bebbeh! Miserable Gegend! Yes!«

Er schlief ein, und der Kurde mit ihm. Ich hingegen wachte noch lange und stieg später abermals mühsam empor, um nach dem Pferde zu sehen. Dann versuchte auch ich, zu schlafen, dem treuen Hunde das Wachen überlassend. Mein Schlaf wurde durch eine sehr energische Berührung gestört, welche ich an meinem Arme fühlte. Ich erwachte. Der Tag war erst im Grauen.

»Was ist‘s?« fragte ich.

Statt der Antwort deutete der Kurde zwischen die Bäume hindurch nach dem gegenüberliegenden Rande des Gebüsches – ein Rehbock war hervorgetreten und stand im Begriff, zur nahen Tränke zu gehen. Wir brauchten Fleisch, und obgleich ein Schuß uns verraten konnte, griff ich doch zur Büchse. Ich legte an und drückte ab. Bei dem Schalle fuhr Lindsay kerzengrad aus dem Schlafe empor.

»Was ist‘s? Wo ist Feind? Wie? Wo? Yes!«

»Da drüben liegt er, Sir.«

Er sah in der angegebenen Richtung hin.

»Ah! Roe-buck – Rehbock! Prächtig! Können sehr gut gebrauchen! Nichts gegessen seit gestern mittag. Well!«

Allo eilte fort, um das erlegte Wild herbeizuholen. Schon einige Minuten später brannte an einer geschützten Stelle ein Feuer, über dem ein saftiger Braten schmorte. Nun war dem Hunger mit einem Male abgeholfen, und auch Dojan konnte befriedigt werden.

Während des Essens kamen wir zu dem Entschluß, bis Mittag noch zu warten, dann aber nachzuforschen, wie es mit den Bebbeh stehe. Unter dem Gespräche erhob sich Dojan plötzlich und sah in die Tiefe des Waldes. Einige Zeitlang schien es, als sei er mit sich selbst im unklaren; dann sprang er mit einem Satz fort, ohne mich nur vorher angesehen zu haben. Ich erhob mich schnell, um nach dem Gewehr zu greifen und ihm nachzueilen, blieb aber sofort wieder stehen, als ich anstatt des erwarteten Angstrufes das laute, freudige Gewinsel des Tieres vernahm.

Gleich darauf trat zu uns – mein kleiner Hadschi Halef Omar, zwar ohne sein Pferd, aber in voller Ausrüstung mit Büchse, Pistolen und mit dem Messer im Gürtel.

»Hamdulillah, Sihdi, daß ich dich finde und daß du lebst!« begrüßte er mich. »Mein Herz war voll von Sorge um dich; aber es tröstete mich die Ueberzeugung, daß kein Feind deinen Rih einholen kann.«

»Der Hadschi!« rief Lindsay. »Oh! Ah! Nicht massakriert! Herrlich! Unvergleichlich! Gleich mit Braten essen! Well!«

Der gute Lindsay faßte die Sache sofort von ihrer praktischen Seite an. Halef war nicht wenig erfreut, ihn und den Führer wohl erhalten zu sehen; doch verschmähte er auch die leibliche Erquickung nicht, sondern langte gleich nach dem Bratenstücke, welches der Engländer ihm entgegenstreckte.

»Wie bist du entkommen, Halef?« fragte ich ihn.

»Die Bebbeh schossen auf unsere Pferde,« antwortete er. »Auch das meinige stürzte, und ich blieb im Bügel hangen. Sie bekümmerten sich nicht um uns, sondern sie wollten nur dich und deinen Rih haben; darum schlug Allah sie mit Blindheit, daß sie nicht sahen, wie dieser Kurde und der Master entkamen. Auch ich machte mich endlich frei, nahm meine Waffen und entfloh.«

Welch eine Unachtsamkeit von den Bebbeh! Sie hatten nur auf die Pferde geschossen, um die Reiter lebendig zu fangen, und ließen diese doch entkommen!

»Hast du nichts von den Haddedihn bemerkt, Halef?«

»Ich sah noch während des Fliehens, daß man sie gefangen nahm.«

»Oh, dann dürfen wir keine Zeit verlieren, sondern wir müssen aufbrechen!«

»Warte, Sihdi, und laß dir erzählen! Als ich glücklich entronnen war, dachte ich, daß es wohl klüger sei, zu bleiben und die Feinde zu beobachten, als zu fliehen. Ich stieg also auf einen Baum, dessen Laub mich ganz verdeckte. Da blieb ich bis gegen den Abend; erst als es ziemlich dunkel war, konnte ich den Baum wieder verlassen.«

»Was hast du gesehen?«

»Die Bebbeh wollen nicht fort. Sie haben ein Lager geschlagen. Ich habe an achtzig Krieger gezählt.«

»Woraus besteht das Lager?«

»Sie haben sich Hütten aus Zweigen gebaut. In einer solchen Hütte liegen die Haddedihn gefangen, an den Händen und Füßen gebunden.«

»Weißt du das genau?«

»Ja, Sihdi. Ich habe gar nicht geschlafen, sondern das Lager während der ganzen Nacht umschlichen, weil ich glaubte, vielleicht bis zu den Gefangenen kommen zu können. Es ging nicht. Nur dir könnte es vielleicht gelingen, Sihdi; denn du hast mich dieses Anschleichen ja erst gelehrt.«

»Konntest du nicht aus irgend einem Umstande auf den Grund ihres Verbleibens schließen? Ich kann nicht begreifen, warum sie den Ort nicht gleich verlassen haben.«

»Ich auch nicht, Sihdi; aber ich habe nichts erfahren können.«

»Ich muß dich übrigens loben, Hadschi Halef Omar, daß es dir gelungen ist, uns so nahe zu kommen, ohne daß wir dich bemerkten. Woraus schlossest du, daß ich mich grad hier befinden werde?«

»Weil ich deine Art und Weise kenne, Sihdi, dir immer einen Ort zu suchen, wo du nicht gesehen wirst und dennoch alles sehen kannst.«

»Ruhe dich jetzt aus. Ich will mir überlegen, was zu tun ist. Allo, führe mein Pferd zur Tränke und gib ihm neues Futter!«

Der Köhler hatte sich noch gar nicht erhoben, um diesem Befehle Folge zu leisten, als der Hund leise anschlug. Am obersten Punkte unsers engen Gesichtskreises erschien ein Reiter, der sich schnell näherte und im Trabe an uns vorüberritt.

»Hallo! Soll ich ihn wegputzen, Master?« fragte Lindsay.

»Um keinen Preis!«

»Ist aber ein Bebbeh!«

»Laßt ihn! Wir sind keine Meuchelmörder!«

»Hätten aber ein Pferd!«

»Werde schon Pferde bekommen.«

»Hm!« lächelte er. »Keine Meuchelmörder, aber doch Spitzbuben! Will Pferde stehlen! Yes!«

Jetzt gab mir dieser eine Bebbeh von neuem zu denken. Weshalb hatte er die Seinigen verlassen, und wohin wollte er?

Nach vielleicht einer Stunde wurde mir das Rätsel gelöst, denn er kehrte wieder zurück und ritt vorüber, ohne Ahnung, daß wir ihm so nahe seien.

»Was hat er da unten gesagt, dieser Kerl?« sagte Lindsay.

»Er ist ein Bote.«

»Bote? Von wem?«

»Von dem Scheik Gasahl Gaboya.«

»An wen?«

»An die Abteilung der Bebbeh, welche ungefähr eine halbe Stunde weiter unten den Weg besetzt hält.«

»Woher wißt Ihr dies?«

»Ich vermute es. Dieser Scheik hat auf irgend eine Weise erfahren, daß wir kommen werden, und den Weg an zwei Stellen verlegt, damit die zweite Truppe die gefangen nehme, die der ersten entgehen.«

»Schön ausgedacht, Sir, wenn es wahr ist!«

Dies mußte ich erforschen. Es ward nun verabredet, der Engländer solle nebst Allo bei meinem Pferde in unserem bisherigen Versteck bleiben, während ich mit Halef auf Kundschaft ausginge. Wenn ich aber bis zum Mittag des andern Tages nicht wieder zurückgekehrt sei, so möge Sir David unter Führung des Köhlers auf meinem Rappen nach Bistan reiten und dort bei Allos Bruder vierzehn Tage auf mich warten. »Komme ich mit Halef auch dann noch nicht,« – fügte ich bei – »so sind wir tot, und Ihr, Sir David, könnt mein Erbe antreten.«

»Hm! Testament! Schauderhaft! Könnte ganz Kurdistan erschlagen! Erbe? Was denn?« fragte der wackere Sohn Albions.

»Mein Pferd,« antwortete ich.

»Mag es nicht! Wenn Ihr tot seid, soll dieses Land zugrunde gehen! Alle Pferde mit! Auch Ochsen, Schafe, Bebbeh, alles! Well!«

»Nun wißt Ihr alles. Jetzt habe ich nur noch den Bannah-Kurden zu instruieren.«

»Macht es ihm nur richtig klar, Sir! Kann kein einziges Wort mit ihm reden. Schöne Unterhaltung! Famoses Vergnügen! Prächtig! Konnte daheim in Alt-England bleiben! Brauche keine Fowling-bulls! Yes!«

Ich war gezwungen, ihn seiner gelinden Verzweiflung zu überlassen. Nachdem ich Allo unterrichtet hatte, warf ich die beiden Gewehre über, um mich der Führung Halefs anzuvertrauen.

Dieser leitete mich ganz genau auf demselben Wege zurück, den er am Morgen eingeschlagen hatte, und lieferte mir dabei den Beweis, daß er mir ein sehr gelehriger Schüler gewesen sei. Er hatte jede, auch die kleinste Deckung benutzt, das Terrain scharfsichtig beurteilt und die Füße immer so vorsichtig gehalten, daß es selbst einem Indianer nur mit Anstrengung gelungen wäre, die Fährte ohne Stocken zu verfolgen.

Wir gingen beständig unter Bäumen, aber immer so, daß wir zwischen den Stämmen hindurch die offene Gegend vor Augen behielten. Ich hatte den Hund bei mir, und da wir gegen Wind gingen, so brauchten wir vor einer Ueberraschung keine Angst zu haben.

Endlich waren wir der Gegend nahe gekommen, wo wir überfallen worden waren. Halef wollte mich noch weiter begleiten, ich aber gestattete es nicht.

»Sollte ich gefangen werden,« sagte ich zu ihm, »so weißt du, wo du den Engländer zu finden hast. Für jetzt ist es das beste, du kletterst auf eine jener Pinien, welche so eng beisammen stehen, daß ihre Aeste ein dichtes Versteck bilden. Du kannst ja sehr gut den Knall meiner Büchse oder die raschen Laute meines Stutzens von der Stimme eines andern Gewehres unterscheiden. Ich bin nur dann in Gefahr, wenn du mich schießen hörst.«

»Was soll ich dann tun?«

»Sitzen bleiben, außer wenn ich laut nach dir rufe. Jetzt steige hinauf!«

Ich nahm den Hund ganz hart an mich heran und schlich mich weiter. Es war allerdings eine gefährliche Sache, am hellen, lichten Tage sich so nahe an ein feindliches Lager zu wagen, daß man es genau übersehen und beobachten konnte.

Nach einiger Zeit sah ich die erste Hütte durch die Bäume blicken. Sie war in Pyramidenform sehr urwüchsig aus Zweigen errichtet. Jetzt zog ich mich wieder zurück, um zunächst einen weiteren Halbkreis um den Ort zu ziehen; denn ich mußte sehen, ob sich etwa Bebbeh in der Tiefe des Waldes befänden. In diesem Falle hätte ich sie in meinem Rücken gehabt und wäre jedenfalls von ihnen entdeckt worden.

Ich schlich von Baum zu Baum, immer die stärksten Stämme aussuchend und mit aller Aufmerksamkeit in die Einsamkeit des Forstes hineinhorchend. Bald bemerkte ich, daß meine Vorsicht gar nicht überflüssig gewesen sei; denn ich glaubte Menschenstimmen zu vernehmen, und zu gleicher Zeit stieß Dojan mich mit der Schnauze an. Das edle Tier wußte durch seinen Instinkt, daß es jetzt keinen Laut von sich geben dürfe, und sah mich mit seinen großen, klugen Augen unverwandt an.

Als ich mich in der Richtung hielt, aus der die Laute gekommen waren, sah ich bald drei Männer unter einem Baume sitzen, den von drei Seiten ein junges, ungefähr fünf Fuß hohes Kirschlorbeergehölz umgab. Dieser Ort war wie geschaffen zum Belauschen. Und da ich annahm, daß das gestrige Ereignis auf alle Fälle der Gegenstand des Gespräches sei, so huschte ich von weitem um sie herum, legte mich sodann zu Boden und kroch bis zu den Kirschlorbeerbüschen heran, wo ich ihre Worte ganz deutlich vernehmen konnte.

Wie erstaunte ich, als ich in einem von ihnen den Kurden erkannte, der zweimal unter Dojan gelegen hatte und den ich frei ließ, weil er sich für einen Dschiaf ausgab! Auch Dojan erkannte ihn wieder, denn seine Augen funkelten feindselig zu ihm hinüber, obgleich er keinen Laut von sich gab. Allo hatte also recht gesehen. Dieser Kurde war ein Bebbeh und hatte jedenfalls auf Wache gestanden, um unsere Ankunft zu melden. Ganz gewiß hatte er seitwärts im Verborgenen ein Pferd stehen gehabt und war uns vorausgeritten, während wir glaubten, daß er nordwärts gehe.

»Sie waren dumm, alle!« hörte ich ihn sagen. »Am dümmsten aber war der Mann, welcher den schönen Rappen reitet.«

War da vielleicht ich selbst gemeint? Sehr schmeichelhaft.

»Wenn er die zurückgebliebenen Bejat nicht gefangen genommen und beleidigt hätte,« fuhr der Sprecher fort, »so hätten sie uns dann auch nicht sein Gespräch erzählt, welches sie belauscht hatten, und in welchem er den Weg angab, den sie einschlagen wollten.«

Jetzt war auch dieses Rätsel gelöst. Als wir uns besprachen, uns von den Bejat zu trennen, war unser Plan belauscht worden. Die Bejat hatten ihn dann als Gefangene den Bebbeh verraten, jedenfalls um sich die Milde ihrer Besieger zu erwerben.

»Dumm war er ferner,« meinte der Nachbar des vorigen, »daß er sich von dir betrügen ließ.«

»Ja. Aber dumm war auch Gasahl Gaboya, daß er uns befahl, die Reiter und den Rappen zu schonen. Um die Männer war es nicht schade, sondern nur um das Pferd. Nun sind uns vier entflohen, der Anführer mit ihnen, und weil sie keine Pferde mehr haben, ist es ihnen möglich, über die wildesten Berge zu fliehen. Mit den Pferden aber mußten sie den Weg einhalten, den wir ihnen unten verlegt haben.«

Die drei Bebbeh hatten Pilze gesammelt, welche sie hier ausschnitten und reinigten, ehe sie dieselben in das Lager bringen wollten. Dies gab Zeit und Gelegenheit zu einem vertraulichen Austausche der Meinungen.

»Was hat der Scheik nun beschlossen?« fragte der dritte.

»Er hat einen Boten hinab gesandt. Die andere Abteilung soll warten, bis die Sonne am höchsten steht. Hat sich dann von den Entflohenen noch keiner gefunden, so sollen die andern aufbrechen und zu uns stoßen, denn dann sind die Flüchtlinge sicher entkommen. Wir aber kehren heute noch zurück.«

Перейти на страницу:
Прокомментировать
Подтвердите что вы не робот:*