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Михаил Безродный - Россия и Запад

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Was sind Ermolov und Kotljarevskij schon für Helden?… Von solchem Ruhm erstarrt einem das Blut in den Adern, und die Haare stehen einem zu Berge. Wenn wir den Völkern Bildung beschert hätten, dann gäbe es etwas zu besingen. Die Dichtung ist keine Bundesgenossin von Henkern[121].

Heutige westliche Kommentatoren haben für den Vorgang das Wort vom «russischen literarischen Imperialismus» geprägt[122] — ein Phänomen, das keinesfalls auf Puschkin beschränkt ist. Elogen auf die Waffentaten Ermolovs im Kaukasus findet man auch bei anderen russischen Schriftstellem der Zeit, so bei Puschkins Freund Küchelbecker, bei Gribojedow, Lermontov, Bestuzhev-Marlinskij oder Denis Davydov[123]. Auch die Dekabristen fanden wenig an seinen kaukasischen Eroberer-Feldzügen auszusetzen; einer ihrer Führer, Pavel Pestel, verfocht ein Konzept, nach dem man den Kaukasus in der Art Ermolovs rücksichtslos befrieden müsse, notfalls auch durch Aussiedlung aufsässiger Bevölkerungsteile.

Puschkin blieb von der Gestalt Ermolovs fasziniert und plante einen Roman über den Kaukasus-Feldherm. Bei Lermontov, der ein ähnliches Erzähl-Projekt verfolgte, trägt die Begeisterung für Ermolov bereits Zuge einer Emiichterung: er plante eine Trilogie «aus dem kaukasischen Le-ben, mit dem Tiflis unter Ermolov, seiner Diktaturund seiner grausamen Unterwerfung des Kaukasus…»[124]. Als Puschkin sich 1829 auf die Reise nach Arzrum begab, stattete er dem inzwischen üngnadig aus dem Dienst entlassenen Feldherm in Orel einen Besuch ab, der im Einführungsteil der «Reise» beschrieben wird. Nach wie vor empfmdet Puschkin darin Hochachtung für die Leistung des Generals.

Puschkins imperiale Phantasie läßt ihn in eine künftige Epoche schweifen, in der er Rußland über den Kaukasus hinaus bis nach Indien vordringen sieht, wie dies in seinem Brief an den Bruder Lew vom 24.9.1820 anklingt. Er mag hier auch unter dem Einfluß von Ideen stehen, die sein Freund Gribojedow ihm vermittelt haben könnte. Dieser war seit einer ersten Reise in die Region im Jahre 1818 für den Kaukasus engagiert. Als Verfasser einer Denkschrift über die Einrichtung einer transkaukasischen Kompagnie hat Gribojedow die russische Kolonisierung auch in eine ganz konkrete Richtung voranzutreiben versucht. Wie er ist Puschkin von der zivilisatorischen Mission Rußlands zutiefst überzeugt. Schon der «Gefangene im Kaukasus» enthielt die Aussage, daß die Tscherkessen, ein Topos für die Kaukasus-Völker insgesamt, reif für die militärische und kulturelle Bezwingung durch Rußland seien. In der «Reise nach Arzrum» bringt er dies auf einen simplen Nenner: Samovar und Orthodoxie. «Es gibt noch ein Mittel, das stärker und sittlicher ist und mehr unserem aufgeklärten Jahrhundert entspricht: Die Verkündigung des Evangeliums»[125].

Daß Puschkin in der Eroberung des Kaukasus durch Rußland den Triumph einer überlegenen europäisch-christlichen Zivilisation sieht, kommt auch in dem unvollendet gebliebenen Poem «Tazit» aus den Jahren 1829/30 zum Ausdruck. Seine Hauptgestalt, der Tschetschene Tazit, sollte gemäß Puschkins Planskizze zum Christentum konvertieren und dann auf russischer Seite für die Eroberung des Kaukasus ins Feld ziehen.

Lermontov, der als poetischer Herold des Kaukasus nur wenig später in Puschkins Fußstapfen tritt, entdeckt bereits fragwürdige Aspekte in einer Missionierung des Kaukasus durch Rußland. Der Kaukasus ist ihm Zufluchtsort vor dem «ungewaschenen Rußland», wie er dies in einem berühmten Gedicht von 1841 ausdrückt. Zugleich durchschaut er, der an Feldzügen vor Ort teilnimmt, die ganze Brutalität des Kriegsgeschehens. Die «Asiaten», wie er die Gegner nennt, finden zwar wenig Mitgefühl vor seinen Augen, aber von einem Aufruf zur Mission ist nicht mehr die Rede.

3. Die Nachwirkung

Vor allem zwischen 1820 und 1840 nimmt das Kaukasus-Paradigma in der russischen Literatur einen auffälligen Platz ein. Spektakuläre Populärity erreichte in den 1830er Jahren Alexander Bestuzhev-Marlinskij mit seinen farbigen Romanen aus dem Kaukasus-Milieu. Lermontovs «Held unserer Zeit» variiert das gleiche Thema. Der einflußreiche Kritiker Belinskij, der 1837 in nordkaukasischen Bädern kurte, kommentierte die durch Puschkin geschaffene literarische Modewelle zu Kaukasus-Motiven; er zeigt sich beeindruckt von ihrer Frische und Originalität.

Den Akzent für die literarische Behandlung des Sujets setzte Puschkin durch seinen «Gefangenen im Kaukasus». Die erzählerische Seite ist darin eng verwoben mit Aspekten eines imperial motivierten russischen Patriotismus. Daß Puschkin — im Gegensatz zu dem ihn kritisierenden Vjazemskij — nie die Gelegenheit hatte, nach Westeuropa zu reisen, und in seinem Erlebnishorizont auf das «unermessliche Rußland» beschränkt blieb, mag dabei seine Optik wesentlich mit bestimmt haben. Schon während seiner Verbannung im moldauischen Kischinjov hatte er dem militärischen Einsatz zum Ruhme der russischen Orthodoxie gegen den muslimischen Feind entgegengefiebert. Wenige Jahre später zeigte er offene Sympathien für die Niederschlagung des polnischen Aufstandes 1830/31, bei dem der von ihm wegen seiner Taten im Kaukasus bewunderte General Paskevitsch eine Schlüsselrolle spielte. Ausdruck dieser Sympathie ist das Gedicht «An die Verleumder Rußlands» von 1830, bemerkenswerterweise das meistübersetzte Gedicht Puschkins ins Deutsche über das gesamte 19. Jahrhundert. In dem 1831 entstandenen Gedicht «Jahrestag von Borodino» besingt Puschkin in patriotischem Geist die Einnahme Warschaus durch Paskevitsch und erinnert sich dabei lebhaft vorausgegangener Eroberungstaten des Generals im Kaukasus.

Man wird Puschkin kaum einen Gefallen tun, wenn man diesen zeitbedingten Aspekt seines Kaukasus-Bildes übertüncht, wie dies gelegentlich auch heutige russische Autoren noch versuchen[126]. Es tut seinem Genie keinen Abbruch. Gerade bezüglich des Kaukasus war er von einer imperialen Sendung Rußlands tief überzeugt und hat sie in seinem Werk offen zum Ausdruck gebracht. Damit begründete er eine Tradition der kulturellen Aneignung des Kaukasus durch Rußland, die der militärischen auf dem Fuße folgte. Als die militärische im Jahre 1859 durch den Sieg über Shamil, den Imam von Dagestan, endlich zu einem Abschluß gelangte, empfand Rußland dies als Gelegenheit, einen «russischen, einen Pushkin-Toast» an Lord Palmerston und Napoleon III zu senden, gegen die man soeben im Krim-Krieg bitter unterlegen war[127].

Die Wirkungen dieser kulturellen Aneignung des Kaukasus durch Rußland, die sich von Anfang an konzentrierten auf Georgien und Armenien als christlich-orthodoxen Bruderstaaten, bleiben bis heute spürbar. Bei Lösung gegenwärtig im Kaukasus anhängiger politischer Fragen machen sie sich als Element der Irrationalität komplizierend bemerkbar. Als Illusion erwiesen hat sich die in Puschkins «Gefangenen im Kaukasus» gehegte Erwartung, daß der Kaukasus durch Rußland mit militärischen Mitteln dauerhaft befriedet werden könnte («…Kaukasus, sei unverzagt, es naht Ermolov…»). Was aus dem Versuch der kulturellen Aneignung schließlich hervorgehen wird, bleibt abzuwarten.

____________________ Dieter Boden

«Непогрешимая мудрость красоты»

В архиве Владимира Набокова (Монтрё, Швейцария) хранилось «досье» с надписью «Lectures on Pushkin». Лично я видела эту папку два раза. Впервые в 1990 году; в ней находился тогда (в относительном порядке) оригинал документа. Видно было, что Вера Евсеевна Набокова старалась привести весь материал в порядок (остались ее заметки). Мне удалось тогда прочесть среди прочего несколько английских лекций Набокова о Пушкине; очевидно, писатель читал их студентам Корнельского университета. Позднее, в 1992 году, эти оригиналы были переданы его сыном Дмитрием Владимировичем в Публичную библиотеку Нью-Йорка, а в архиве Монтрё остались ксерокопии всех «пушкинских» материалов, однако в разобранном и рассеянном виде.

Работая, с любезного позволения Дмитрия Набокова, над ксерокопиями, я пыталась упорядочить материал — по содержанию и другим приметам, как, например, сходство почерка, шрифт пишущей машинки и т. п. Таким образом я смогла выделить главные составные части corpus’a:

а) выписки из книги В.В. Виноградова «Стиль Пушкина» (М., 1941): около 30-ти машинописных страниц (с указанием на страницы источника); когда именно были сделаны эти выписки, с точностью установить не удалось;

б) университетские лекции о Пушкине;

в) переводы различных стихотворений Пушкина;

г) авторская машинопись под названием «Структуры „Евгения Онегина“», представляющая собой текст, напечатанный в комментарии к английскому переводу «Евгения Онегина» (далее — «Commentary»), без авторских пометок;

д) подготовительные наброски к лекциям и «Commentary», в том числе — различные схемы (например, внутренняя хронология Онегина, график его путешествий, географических расстояний и т. д.);

е) «Моя русская лекция».

* * *

Три наиболее интересные части набоковской архивной пушкинианы — это пункты «б», «в» и «е».


В университетских лекциях (пункт «б») можно распознать и выделить несколько разделов:

1) Предположительно первая лекция о Пушкине, читанная в Корнельском университете, представляет собой обзор пушкинской биографии с двумя добавлениями: о дуэли и смерти поэта. Кое-что из этих добавлений впоследствии вошло в «Commentary».

2) «Об изгнании»: четыре страницы, озаглавленные «Exile»:

I am going to speak to you of a condition of permanent exile which is familiar to all writers of genius but with great Russian writers has always been an almost natural state…[128]

На этих страницах Набоков говорит и о себе самом — реальном эмигранте, вынужденном покинуть родину, о человеке (гении), который носит в себе (от природы, от Бога) обреченность на «внутреннее изгнание» — то, что Набоков здесь же (в этой же лекции) называет чувством «непринадлежности к окружающему миру, к окружающей среде…».

3) О просодии, русской и английской, с различными схемами и графиками (значительная часть этих материалов вошла в «Commentary»).

4) Краткий разбор отдельных стихотворений Пушкина («Погасло дневное светило…» и др.), иногда с их переводом.

5) О поэмах Пушкина. Уцелели всего лишь две страницы — по-видимому, предисловие к лекции, вернее, циклу лекций, от которых в набоковском архиве уже нет и следа.

6) «Памятник». Разбор и перевод этого стихотворения (вернее, три перевода, относящиеся к разным периодам), а также «Памятника» Горация, заметки по поводу некоторых реалий в пушкинских стихах и т. д. Значительная часть этого раздела вошла в «Three Russian Poets».

7) «Стихи о свободе» — «с переходом, — как пишет сам Набоков, — к стихам о творчестве». Имеются также схемы, переводы, разборы. Создается впечатление, что не весь материал уцелел.

8) Театр. Разбор «Бориса Годунова» и «Маленьких трагедий», с многочисленными переводами (некоторые из них вошли впоследствии в «Commentary»).

9) Проза Пушкина. Особняком в этом разделе стоит «Пиковая дама» — этому произведению Набоков уделяет особенное внимание и отводит несколько страниц текста, в котором есть графики и рисунки (как играли в банк, где сидел Герман и т. д.) — Из этих материалов многое перешло в «Commentary».

10) Список (рукою Веры Евсеевны) сочинений Пушкина, которые обязательны для студентов. Любопытно здесь разделение на «тематические блоки», установленное Набоковым: I. Политическая свобода. II. Патриотические стихи. III. Байронизм. И т. д.

11) Две страницы с вопросами и советами для сочинений — домашних или классных. Например: «Что думал Пушкин о безумстве?» «Опишите пейзаж стихотворения „Вновь я посетил….“». Или, скажем, такое: «Тематические линии, вопросы техники, мир фантазии, чистое удовольствие поэзии — все это гораздо полезнее, чем описание сюжетов, с которыми я более или менее знаком…»

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